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Neue große Studie: „Digitale Immobilienfinanzierung“

Der Markt der Immobilienfinanzierung boomt. Dort haben Banken im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen scheinbar einen besonders klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber segmentfremden Anbietern, weil die Geschäftskomplexität spezielles Wissen und besondere Erfahrungen erfordert (mehr als etwa bei Konsumentenkrediten). Gleichzeitig sind Onlinevergleichsportale ungebrochen auf dem Vormarsch. Dies könnte Banken neue Chancen eröffnen, aber auch Risiken mit sich bringen. Müssen sich die Banken ausgerechnet in diesem boomenden Markt, wo sie sozusagen über ein „Heimrecht“ verfügen, die Butter vom Brot nehmen lassen?

Dies ist überspitzt gesagt der Untersuchungsgegenstand der im Juli 2021 angefertigten Studie „Digitale Immobilienfinanzierung“. Die repräsentative Studie wurde von dem Research-Institut bbw Marketing im Auftrag der afb Application Services AG durchgeführt.

Die groß angelegte, aus Konsumentenbefragung und Expertengesprächen bestehende Studie, untersucht das Potenzial, das eine voll digitale Immobilienfinanzierung aufweist, und geht darauf ein, was dies für die Kräfteverhältnisse zwischen Banken einerseits und Onlineportalen andererseits bedeutet. Wie ist die Bedarfslage der Konsumenten, was sagen die Experten und vor welchen Herausforderungen stehen die Banken? Die 100-seitige Studie gewährt tiefe Einblicke in ein Wettrennen, dass schon seit Jahren auf einem lukrativen Markt im Gange ist: Die Immobilienfinanzierung ist mit einem Marktvolumen von 1,3 Billionen Euro und einem Rekordwachstum von fast 7 % im vergangenen Jahr mittlerweile die größte Kreditkategorie deutscher Banken. Für 58 % der Immobilienerwerber von heute ist eine Finanzierung in der Filiale ihrer Hausbank die erste Wahl; 28 % hätten gerne eine Kombination aus Filiale und Onlineangebot. Bei digital affinen Finanzierungskunden steigt dieser Anteil sogar von 28 % auf 37 %.

Hintergrund: Kaum eine Studie hat den Markt der Immobilienfinanzierung so vollumfänglich aufgeschlüsselt wie die des auf Marktstudien und Konsumforschung spezialisierten Instituts bbw Marketing/Dr. Vossen aus dem Jahr 2011. Die letzte Aktualisierung dieser Studie fand 2014/2015 statt. Dabei ist eine zentrale Entwicklung noch nicht enthalten: die Tatsache, dass immer mehr Menschen auch die Immobilienfinanzierung voll digital durchführen wollen und hierfür gerne Onlinevergleichsportale nutzen. Mittlerweile läuft jede dritte Kreditanfrage über einen der beiden digitalen Giganten Interhyp oder Hypoport. 

Onlinevergleichsportale waren anfangs aus Sicht der traditionellen Anbieter eine willkommene Ergänzung. Schnell und günstig lieferten sie Interessenten aus der „Internetwelt“. Die Banken wickelten die Geschäfte in bewährter Manier (manuell) ab. Die Portale haben sich anfangs auf den Schritt „Suchen und vergleichen“ beschränkt. Im Zuge fortschreitender Digitalisierung sind sie immer tiefer in die Wertschöpfungskette der Immobilienfinanzierung eingedrungen. Umgekehrt bieten immer mehr Banken nun die Möglichkeit, die Immobilienfinanzierung voll digital abzuschließen, und haben sich einen eigenen Zugang zu den digitalen Kunden erkämpft. Sie verfügen bzw. investieren gerade über eigene sogenannte digitale Antragsstrecken.

Wie sollen sich Banken vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Entwicklungen verhalten? Die vorliegende Studie versucht Antworten auf diese spannende Fragestellung zu geben. Erneut wurde die Studie vom Research-Institut bbw Marketing durchgeführt, diesmal im Auftrag der afb Application Services AG.  

Autor:

Philipp Oberleitner