Antragsprozesse zum Abschluss von Verträgen sind heute immer noch geprägt von einer hohen Prozessdurchlaufzeit, die im Wesentlichen durch den analogen Identifikationsprozess beeinflusst wird. Gängige Verfahren wie Post-Ident bieten dem Kunden zwar den persönlichen Kontakt zu einem Sachbearbeiter. Für den Finanzdienstleister stellen diese Verfahren jedoch immer noch eine hohe Hürde in Bezug auf die Abschlusswahrscheinlichkeit von Verträgen dar. Gründe hierfür liegen im hohen logistischen Aufwand und der zeitlichen Unterbrechung des Gesamtprozesses. Die folgende Grafik zeigt eine Marktübersicht gängiger Identifikationsverfahren:

Quelle: liveIDENT GmbH (2014). Neue Anbieter ersetzen Postident durch Videokonferenz [1]
Funktionsweise der Video-Authentifizierung
Abhilfe schafft hier ein digitales Verfahren zur Fernidentifikation von Personen, bei dem der gleiche Prüfumfang wie beim herkömmlichen analogen Verfahren zugrunde gelegt wird. Jedoch hat dieses Verfahren zwei wesentliche Vorteile: Es ist ohne großen Aufwand durchführbar und es bietet einen zeitlichen Vorteil, da die Postlaufzeit für die Übermittlung des Prüfergebnisses entfällt. Die Ergebnisse im digitalen Verfahren können direkt weiterverarbeitet werden, es entsteht keine zeitliche Verzögerung. Damit kann auch die Abschlusswahrscheinlichkeit vorbehaltlich einer validen Identifikation als höher eingeschätzt werden.
Voraussetzungen auf Seiten des Antragstellers sind Internetzugang, Webcam bzw. ein mobiles Endgerät / Smartphone mit Kamera sowie das Ausweisdokument. Neueste Technologien ermöglichen heute die Identifizierung unter Berücksichtigung sämtlicher Anforderungen aus dem GwG (Geldwäschegesetz), den BaFin-Anforderungen (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) und den Datenschutz-Richtlinien.
Der Kunde wird aus einem Web-Antragsportal des Finanzdienstleisters zum Dienstleister der Video-Identifizierung geleitet. Während der weniger als fünf Minuten dauernden Prüfung werden Fotos vom Ausweisdokument erstellt und verschiedene Echtheitsmerkmale im Rahmen der Videoübertragung geprüft. Das Ergebnis der Prüfung wird durch einen Sachbearbeiter, ohne Bezug auf die Antragsdaten, festgehalten. Diese Information steht ohne zeitliche Verzögerung für die Vertragsannahme durch den Finanzdienstleister zur Verfügung.
Diese Verfahren können heute nahtlos in die digitalen Antragsprozesse eingebunden werden, sodass der Kunde im Idealfall nicht bemerkt, dass er einen Service etablierter Anbieter nutzt.
Erste Anbieter von Video-Authentifizierungs-Technologien
Anbieter dieser Verfahren, wie IDnow aus München oder WebID Solutions aus Berlin, sind schon seit einiger Zeit auf dem Markt aktiv. Auch die Deutsche Post bietet ihr POSTIDENT-Verfahren mit dem Produkt POSTIDENT VIDEO in digitaler Form an. Das Startup Number 26 ermöglicht inzwischen sogar eine Video-Authentifizierung über eine App. So können Kunden eine komplette Kontoeröffnung auf dem Smartphone erledigen.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Einsatz von Video-Technologien in der Finanzbranche in Zukunft weiterentwickelt. Insbesondere sei darauf hingewiesen, dass der Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigt werden sollte. Kunden sollten aus Datenschutzgründen Anbieter mit einer eigenen Technologie gegenüber denen, welche eine Video-Authentifizierung auf Basis des Internet-Telefondienstes Skype anbieten, vorziehen.